Orgasmic Yoga Übungsanleitung für zu Hause

Die Orgasmic Yoga Übung kommt aus dem Bereich des Sexological Bodywork. Eine Disziplin, die in Amerika von Joseph Kramer begründet wurde.

Die Orgasmic Yoga Übungen wie ich sie verstehe dienen dazu, das Herz mit den Genitalien zu verbinden. Wir unterliegen häufig sexuellen Routinen, die zwar gut funktionieren, jedoch wenig Spielraum für neue Erfahrungen zulassen. Orgasmic Yoga kann bewirken, diese Routinen zu zerstreuen, um in einen Zustand freien Fließens, tieferen Spürens und bewusster körperlicher Selbstannahme zu kommen.

OY (Orgasmic Yoga) kann helfen erotischen Fähigkeiten zu entwickeln oder wieder zu entdecken. Zugleich ist es eine Art körperlicher Meditation. Du beginnst mit „Machen“, dem aktivieren deines Körpers, deiner Energie und endest im Hier und Jetzt, im Sein, in der Ruhe- und Nachspürphase.

Wenn du besonders motiviert bist und die Übungen öfters, oder vielleicht sogar täglich machst, wirst du einen tiefgehenden körperlichen und sexuellen Lernprozess erfahren, der deine Gewohnheiten und Verhaltensmuster unterbrechen und verändern kann.

Die Übungen beziehen die Atmung, die Bewegung und Berührung, das Tönen und die Aufmerksamkeitsfokussierung mit ein.

Solltest du Schwierigkeiten damit haben, beispielsweise Töne zuzulassen, dann sei nicht so streng mit dir, sondern gib dir den Raum, nach und nach, in die Übung reinzufinden. Wiederhole sie. Lass leise Töne zu, bis du von ganz alleine lauter werden möchtest.

Die Übung dauert mindestens ca. 30 Minuten und du kannst sie jederzeit so variieren, dass sie für dich stimmig, kraft- und lustvoll ist. OY kann sehr kreativ sein. Wichtig ist, dass du während der Übung präsent und voll bewusst bist. Musik kann für diese Praxis sehr unterstützend sein.

Wenn du magst, dann führe ein OY Tagebuch in das du reinschreibst, wie sich dein Lernprozess gestaltet und wie du dich während der Übungen erlebst. Welche Veränderungen du eventuell wahrnehmen kannst, wenn du deine Übungen wiederholst. Du kannst dich auch mit anderen Menschen treffen und OY gemeinsam praktizieren oder eine nahe stehende Person bitten, dich beim OY zu beobachten. Bei dieser Übung „bezeugt“ zu werden, kann eine sehr intensive Erfahrung sein. Schuld- und Schamgefühle können auftauchen, alte Konditionierungen die aus früheren Zeiten stammen. Vielleicht fühlst du dich ausgeliefert und schutzlos. Deshalb ist es wichtig, dass du der Person, die dich bezeugt vertraust und später über deine Erfahrung sprechen kannst. Gerade für Paare kann diese Übung sehr verbindend sein.

Zur Übung selbst:

Überlege dir, ob du deine Übung nackt oder angezogen beginnen möchtest. Es ist immer möglich während der Übung weitere Kleidungsstücke auszuziehen. Je nachdem, wie du dich gerade fühlst.

Außerdem ist es gut, wenn du einen Wecker auf 30 Minuten stellst, bevor du mit deiner Praxis beginnst, damit du nicht auf die Uhr schauen musst, oder die Musik so wählst das diese Dir zeigt, wann die Zeit zu Ende ist.

Eine Playlist für eine OY Session findest du bei Spotify unter: Bettina Vibhuti Uzler, die Playlist heißt: OY

Wie du deine Übungen beginnst, ist dir überlassen. An manchen Tagen stehst du vielleicht unter Druck und spürst dich selbst nicht wirklich gut. Dann kann es hilfreich sein, um in ein körperliches Wahrnehmen zu finden, dass du 2-3 Lieder tanzt, dabei Töne von dir gibst, stöhnst oder auf andere Art deine Stimme aktivierst, dass du atmest und dich heftig bewegst, um dein Energiesystem zu öffnen und Druck loszuwerden. Das wäre ein möglicher Einstieg in deine OY Praxis.

Du kannst dich auch ein paar Minuten schütteln und so deinen Körper aufwecken.

Vielleicht magst du dich aber auch direkt auf eine Matte oder dein Bett legen und dich dort räkeln und strecken, deinen Körper abklopfen oder einfach nur ein paar Minuten deine Muskeln anspannen und wieder loslassen, so dass sich Entspannung in deinem Körper ausbreiten kann.

Wenn du schon entspannt sein solltest und keinen solchen Vorlauf brauchst, dann kannst du dich auch einfach hinlegen und mit dem OY beginnen.

Zunächst kannst du dir für deine Übung eine Intention überlegen. Z. B.  „diese OY Meditation widme ich meiner inneren Heilung“ oder „diese OY Meditation widme ich meiner sexuellen Kraft“.

Dann beginnst du damit deine Aufmerksamkeit nach Innen und auf deinen Atem zu lenken. Dabei kannst du dich bereits berühren und damit beginnen, deine sexuelle Energie zu wecken. Welche Berührungen du dafür nutzen möchtest- sanft, knetend, stimulierend, zärtlich- ist dir überlassen. Es ist gut, wenn du deine Brüste und deine Genitalien in deine Berührungen mit einbeziehst.

Wichtig: es geht NICHT darum, dich zum Orgasmus zu bringen!

Immer wenn sich dein Kopf einschaltet und du anfängst, dich zielorientiert zu stimulieren, dann lasse bewusst und über die Ausatmung wieder los. Es gibt nichts zu erreichen. Atme, spüre, genieße dich!

Beziehe deinen ganzen Körper wieder und wieder mit ein und versuche, dich dem Prozess hinzugeben, der sich während deiner Selbstliebepraxis ganz von alleine entwickeln wird. Es wird vielleicht auch Tage geben, an denen nur ganz wenig passiert- auch das ist ok! Versuche anzunehmen was ist!

Während du dich streichelst und stimulierst, kannst du deinen Körper bewegen. Es ist wichtig, dass du nicht einfrierst und ganz still da liegt. OY dient dazu, deine Energie ins Fliesen zu bringen und diesen Prozess kannst du unterstützen, indem du deinen Körper in Bewegung hältst. Vielleicht hast du am Anfang Widerstände, vielleicht bist du auch müde oder einfach faul.  Vielleicht musst du die Bewegungen machen, bevor sie von alleine entstehen. Das ist ok.

Sollte sich ein Orgasmus anbahnen ist dieser natürlich willkommen, du musst nichts wegdrücken, dich aber auch nicht darauf konzentrieren.

Alle Emotionen die durch die Übung gelöst und ausgelöst werden sind willkommen. Auch Wut, Scham und Trauer. Du darfst alles zulassen, ohne dich in einen emotionalen Zustand rein zu steigern, der dich eventuell von deinem eigentlichen sexuellen Spüren ablenkt. Wenn Emotionen kommen, werde ihnen gewahr, lasse sie zu, drücke sie aus, wenn dir danach ist und dann gehe weiter, streichle dich weiter, atme weiter, spüre bewusst weiter deinen ganzen Körper.

Wenn die 30 Minuten vorüber sind, dann wirst du ruhiger, in deinen Bewegungen und in deiner Atmung. Du hörst auf dich zu streicheln und zu berühren. Dein Atem fliesst wieder ruhige und dein Körper wird nach und nach still. Dann spürst du nochmals für mindestens fünf bis zeh Minuten nach- natürlich kannst du diese Phase zeitlich variieren.

Variationen:

  • Du kannst dich in deiner OY Übung darauf fokussieren, die Energie aus deinem Becken und deinem Genitalbereich nach oben zu deinem Herzen fließen zu lassen. Dafür lässt du den Atem aus deinen Genitalien und deinem Becken in deinen Herzbereich fließen und lenkst deine Aufmerksamkeit auf diesen Energiestrom. Du kannst durch deine Genitalien ein- und ausatmen.
  • Du kannst ein sehr ruhiges OY praktizieren, indem es nicht um sexuelle Erregung geht, sondern nur darum, dir deiner Genitalien gewahr zu werden. Das machst du, indem du deine Aufmerksamkeit für eine halbe Stunde in deine Vulva oder deinen Schwanz lenkst. Du atmest durch sie ein und aus. Dann berührst du dein Geschlecht meditativ. Langsam. Wenn du magst auch Innen und beobachtest dich dabei. Wie bei einer stillen Meditation.
  • Eine weiter Möglichkeit ist, dass du dich selbst während deiner OY Praxis in einem Spiegel beobachtest und dabei wahrnimmst, wie sich beispielsweise deine Gesichtszüge verändern, wenn du beginnst dich zu berühren, wenn sich Erregung ausbreitet, wenn du übst, dich hinzugeben.

Du kannst deine Selbstliebepraxis so kreativ gestalten wie du möchtest! Du kannst auch im Stehen OY praktizieren und einen erotischen Tanz aufführen. Du kannst mit deinem Atem und deiner Aufmerksamkeit experimentieren, mit deinen Berührungen. Du kannst alles was dir einfällt nutzen um dich ins Fließen zu bringen.

© Bettina Uzler

Sie finden die Anleitung für das Orgasmic Yoga hier auch als Datei zum Ausdrucken (*pdf, 96KB).